DabeiSein “Hydrolate destillieren” – Nachlese

Dieses Jahr hat das Wetter vieles durcheinander gewürfelt. Extreme Trockenheit und die frühe Hitze hat dazu geführt, dass Pflanzen bis zu drei Wochen früher “fertig” waren zum Destillieren. Das neue Format “DabeiSein” – ein Angebot an Interessierte bei einem der Destillationstage teilzunehmen und ein 50 ml Fläschchen voll mit frischem Hydrolat ihrer Wahl mitzunehmen – hat mir und den Teilnehmern richtig gut gefallen. Nebenher konnten Gespräche geführt werden, Blüten gezupft, gehäckselt, zerschnitten und destilliert werden.

Hydrolat – was ist das?

Ein Hydrolat oder auch das Pflanzenwasser, das Blütenwasser, ist eigentlich ein Nebenprodukt bei der Destillation von ätherischen Ölen. Am bekanntesten ist sicherlich das Rosenhydrolat, aber auch andere Pflanzen bieten duftende Wässerchen an, wo sich das genauere Hinschnuppern lohnt. Durch das Pflanzengut wird heißer Wasserdampf geleitet, der die enthaltenen ätherischen Öle mitreißt und durch Kondensation als Wasser-ätherisch-Öl-Gemisch am anderen Ende der Destillationsanlage wieder herausträufelt. Im Normalfall sind ätherische Öle leichter als Wasser und sammeln sich an der Oberfläche des Gemisches an. Ausnahmen sind z.B. das Zimtrinden- oder das Nelkenknospenöl, die schwerer als Wasser sind und nach unten sinken. Im duftenden Wasser sammeln sich die wasserlöslichen Bestandteile der Pflanze, die anders duften, anders wirken (und natürlich auch Ähnlichkeiten aufweisen) als das entsprechende ätherische Öl dazu.

Was macht man mit einem Hydrolat?

Hydrolate können als Körperumfeldspray, als Körperspray, Kissenspray verwendet werden. Als Gesichtswasser, als Zutat in Kompressen, im Weichspülfach der Waschmaschine als duftende Komponente, im Dampfbügeleisen. Bei der Herstellung von Naturkosmetik können sie als Wasserphase in Cremes verwendet werden, in Schüttelemulsionen, als Deo-Bestandteil. In der Duftlampe, als Autospray, als Raumspray – die Einsatzmöglichkeiten sind weit gefächert. In der Küche können sie mit einem Sprühstoß gegrilltes Fleisch oder Fisch aromatisieren, Salate verfeinern, Desserts den besonderen Kick geben. Eine schöne Einsatz-Variante erzählte eine Teilnehmerin des “DabeiSeins”. Sie malt gerne Aquarelle und verwendet Hydrolate um ihre Farben zu aromatisieren. Welch ein schöner Gedanke beim Malen vom Duft der Hydrolate umgeben zu sein.

Welche Pflanzen wurden/werden bei Dufthandwerk destilliert?

Dieses Jahr sind es Mädesüß, Lavendelblüten und das ganze Lavendelkraut, Melisse, Salbei, Pfefferminze, Holunderblüten, Zitronenverbene, Immortelle,  Lindenblüten, Muskatellersalbei und echte Kamille, getrocknet und frisch.

Weiterführende und Teilnehmerlinks

Gerne möchte ich hier die Gelegenheit nutzen, um auch auf einige Seiten meiner Teilnehmer zu  verweisen. Zum einen, weil ich mich gerne vernetze und gerne verlinke, wenn ich dahinterstehen kann und zum anderen, weil es vielleicht für einige von euch interessant ist, was in der Welt der Düfte, Kräuter noch so geboten wird.

Empfehlenswerte Literatur

  • Bettina Malle und Helge Schmickl: “Ätherische Öle selbst herstellen”, ISBN-13: 978-3895335525
  • Susanne Fischer-Rizzi: “Das große Buch der Pflanzenwässer: Pflegen, heilen, gesund bleiben mit Hydrolaten”, ISBN-13: 978-3038006992
  • Ingrid Kleindienst-John: “Hydrolate: Helfer aus dem Pflanzenreich“, ISBN-13: 978-3990250532
  • Eliane Zimmermann: “Hydrolate: Pflanzenwasser – die vergessene Dimension”, ASIN: 3200033703

Kupferdestillen und Zubehör:

Impressionen

Vorstellung: Fonte Penedo

Fonte Penedo (klick) – das sind Bettina Steffan und Georg Schmidt – zwei Menschen, die in Portugal eine kleine Hofstelle angemietet haben und Kräuter und Blüten aus Wildsammlung und eigenem Anbau trocknen und auch destillieren.

Viele ihrer Produkte sind von Ecocert zertifiziert. Den beiden liegt besonders am Herzen, dass bekannt wird, dass wirklich alle ätherischen Öle der Pflanzen aus eigenem Anbau oder Wildsammlung destilliert werden. Beim Salbei z.B. hatte Bettina tatsächlich jedes Saatkorn in der Hand gehabt; oder bei Wildsammlung stiefeln sie mit der Sichel durchs Gelände. Dadurch können sie (noch) nicht bei allen Ölen mit Zertifikaten winken, aber sie wissen genau, was sie destilliert haben.

Am Anfang stand der Wunsch, das vorhandene Land nachhaltig und ökologisch zu bewirtschaften. Verschiedene Pflanzenarten wurden diskutiert, bis sich am Ende mediterrane Kräuter als Nutzpflanzen „herausdestilliert“ haben.

Im Jahr 2013 wurde begonnen, die ersten Felder mit Lavendel, Rosmarin und Thymian zu kultivieren. Der Betrieb erwarb eine Kupferdestille, mit der rund 8kg Pflanzenmaterial destilliert werden können.

Aktuell wird u.a. Lavendel, Lorbeer, Rosmarin, Salbei, Zitronengras und Zitronenverbene kontrolliert biologisch angebaut, außerdem destillieren sie ätherische Öle aus Wildsammlungen von z.B. Lavendel, Thymian, Immortelle (Helichrysum italicum) und Zistrose. Die ätherischen Öle werden auf traditionelle Art mittels Wasserdampfdestillation in einer Kupferdestille gewonnen. Die Pflanzen werden um die Mittagszeit, wenn der Ölanteil in den Pflanzen am höchsten ist, von Hand geerntet und verlesen.

Ein besonderes Lavendelöl aus Wildsammlung (hier seht ihr einen Mitarbeiter bei der Ernte) durfte ich schon in den Händen und unter meine Nase halten. Der grüne oder weiße Lavendel (Lavandula viridis) sieht dem Schopflavendel ähnlich – seine Blüte ist nicht lila, sondern weiß. Der Duft erinnert allerdings sehr an den Schopflavendel, der in der Aromatherapie zu den ätherischen Ölen gehört, die mit Bedacht und nur unter fachkundiger Anwendung genutzt werden sollten. Die Hauptkomponente des grünen Lavendels ist 1,8 Cineol, was ihn zum Einsatz bei Erkältungskrankheiten (zumindest bei Erwachsenen) prädestiniert. Auch in einer Rheumasalbe könnte ich mir dieses ätherische Öle gut vorstellen. Eine Studie aus 2010 über dieses ätherische Öl kann hier (klick) nachgelesen werden.

 

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