Unsere Hände werden zur Zeit sehr strapaziert. Wir waschen uns öfter als sonst die Hände. Wir benutzen Desinfektionsspray oder-gele. All diese Maßnahmen dienen dazu die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus geringer zu halten und sind sicher gut zu heißen.
Aber wie geht es euren Händen dabei? Habt ihr auch schrundige Hände, trocken, gerötet, strapaziert? Meine sind es. Sehr.
Die Harzsalbe wird eigentlich als Schrunden- und Zugsalbe genutzt, aber sie tut eben auch wohltuende Dienste bei sehr beanspruchten, sehr spröden Hände.
Als ich vor ein paar Tagen in unserer Weiherhütte war haben die Lärchenbretter Harz ausgesondert. Dieses Harz habe ich mir auf meine geschundenen Hände geschmiert und einen Ringelblumenbalsam mit ein wenig Aloe Vera-Gel darüber gegeben, Baumwollhandschuhe drübergezogen und mich am nächsten Tag darüber gefreut, dass meine Hände wieder etwas erholter aussahen als die Wochen davor. Da die Lärchenbretter ja nicht ständig Harz absondern bin ich heute mit einem Baumwollsäckchen in unseren Wald gewandert auf der Suche nach harzenden Nadelbäumen und mit ca. 40 Gramm Harz nachhause gekommen.

Bitte achtet beim Harzsammeln darauf, dass ihr dem Baum nur wenig entnehmt. Er braucht ja dieses Harz um eine Wunde zu verschließen. Sucht lieber mehr Bäume auf als nur von einem einzigen Baum zu ernten. Seht davon ab die Wunde des Baumes auszuräubern, sondern konzentriert eure Suche lieber nach den harzigen Stellen, die am Baum entlanglaufen. So darf der Baum weiter seine Wunde schützen und ihr entnehmt nur überschüssiges Harz.
Ein weiterer Vorteil des Selbersammelns ist der Waldspaziergang an sich. Genießt die Düfte um euch rum, lasst euch Zeit zum Sammeln, bedankt euch bei den Bäumen für ihre Gaben.
Wer derzeit nicht rauskommt in den Wald, kann natürlich auch Harz bestellen. Meistens wird Kiefernharz angeboten.

Was ist eine Harzsalbe (oder auch Pechsalbe)?
Ganz einfach ausgedrückt ist dies eine Salbe, die aus Harz, einem fetten Öl und Bienenwachs besteht. Bei der Zusammensetzung kann man immer etwas variieren, aber das Grundprinzip bleibt gleich. Man braucht ca. doppelt so viel fettes Öl als das Harz, das man gesammelt hat. Auf 10% der Harz-Öl-Menge berechnet man das Bienenwachs, das für die Festigkeit der Salbe sorgt.
Bei mir waren es heute 37 Gramm Harz. Also brauche ich dazu die doppelte Menge an fettem Öl – also 74 Gramm. Meine Wahl fiel heute auf Jojobaöl, Callophyllumöl und Lanolin anhydrid. Das ergibt dann eine Gesamtmenge von 111 Gramm (Harz + Ölmischung). Davon 10% ergibt 11 Gramm Bienenwachs.
Mein genaues Rezept lautete:
37 Gramm Harz (frisches und altes gemischt)
10 Gramm Callophyllumöl
10 Gramm Lanolin anhydrid
54 Gramm Jojobaöl
11 Gramm Bienenwachs
Zubereitung:
Harz in ein Baumwollsäckchen geben und dieses dann in ein Marmeladenglas geben. Denkt daran, dass ihr dieses Glas nicht mehr völlig sauberbekommt. Darüber die Ölmischung schütten und alles im Wasserbad für ca. eine Stunde leicht simmern lassen. Das Harz löst sich im Öl so gut wie komplett auf. Das Baumwollsäckchen hält Holzreste und andere unerwünschte Beigaben zurück. Nach dieser Zeit entnimmt man das Baumwollsäckchen und drückt es etwas aus. Wer ganz auf Nummer Sicher gehen möchte filtert nun das Öl-Harzgemisch nochmal z.B. mit einer Feinstrumpfhose. Ich geb’s zu – ich mach das nicht. Mir reicht mein Baumwollsäckchen als Filtermethode völlig aus. Mir ist auch noch nie eine Harzsalbe verdorben. Nun darf das Bienenwachs mit zum Harz-Öl-Gemisch. Wieder ins Wasserbad und so lange simmern lassen, bis das Bienenwachs vollständig aufgelöst ist. In saubere Tiegel abfüllen, erkalten lassen. Fertig.

Variationen:
Geeignete fette Öle sind z.B. Jojobaöl, Olivenöl, Callophyllumöl (in geringer Menge), Rapsöl, Wiesenschaumkrautöl – alle Öle sollten oxidationsstabil sein.
Ein Anteil Lanolin anhydrid in der Ölmischung sorgt dafür, dass du einen Emulgator (und zusätzlich einen sehr pflegenden Bestandteil) dabei hast.
Geeignete ätherische Öle sind z.B. Lavendel, Karottensamen, Rosengeranie, Patchouli, Palmarosa oder Linaloeholz. 2 Tropfen ätherischen Öles auf ca. 10 Gramm Gesamtmenge deiner Mischung (incl. dem Bienenwachs).
Bienenwachsalternative ist z.B. Beerenwachs, das du 1:1 austauschen kannst. Die härteren Wachse wie Candelilla- oder Carnaubawachs können ebenso genutzt werden. Dann aber nur zu einem Anteil von 5% der Harz-Ölmischung.
Geeignete Kräuter oder Blüten, die du in die Simmermischung dazugeben kannst: Ringelblumen, Kamilleblüten oder Lavendelblüten.
Anwendung:
Nach jeder Handwäsche eine erbsengroße Menge mit einem Spritzer Aloe Vera-Gel auf den Händen verteilen. Wer kein Aloe Vera Gel da hat gibt den Balsam einfach auf die noch leicht feuchten Hände. Das in meinem Rezept enthaltene Lanolin dient dabei als Pflegemittel und als Emulgator.
Möchtest du die Salbe als Schrunden- oder Zugsalbe nutzen, so kannst du sie pur verwenden.
Fragen meiner Leser:
1. Kann ich das Callophyllumöl in deinem Rezept ersetzen?
Aber ja, natürlich. Oben in der Rubrik “Variationen” findest du genügend Alternativen für deine eigene Harzsalbe.
2. Können allergische Reaktionen auftauchen?
Auch hier lautet die Antwort: Ja, natürlich. Bekannt ist diese Allergie oft unter dem Namen Papierallergie (oder eben Kolophoniumallergie), weil man dort sehr häufig Kolophonium (Harzprodukt aus Nadelgehölzen) eingesetzt hat. Auch in Kosmetikprodukten ist dies ab und zu zu finden. Geigenspieler kennen das Kolophonium auch. Wer also unter dieser Allergie leidet kann leider den Harzbalsam nicht für sich nutzen.
3. Muss Lanolin enthalten sein?
Nein, muss es auch nicht. Du kannst entweder andere Emulgatoren mit einsetzen oder sie auch ganz weglassen. Die Haptik und auch die Verteilbarkeit in Verbindung mit einem wässrigen Anteil wird darunter ein wenig leiden, aber das ist nicht so ausschlaggebend.
4. Was passiert, wenn ich den Anteil an Harz erhöhe oder niedriger ansetze?
Höherer Anteil an Harz: Es wird langsam sehr klebrig werden, der Auftrag auf die Hände schwerer fallen, das Harz wird sich eventuell nicht komplett in deinem Öl auflösen.
Niedrigerer Anteil an Harz: Es wird leichter auf der Haut verteilt, die Schutzwirkung (=Filmbildung) des Balsames wird langsam abnehmen. Ein Anteil von einem Drittel der Öl-Harzmenge reicht aber immer noch aus, um einen guten Schutz zu gewährleisten.
Ich wünsche euren Händen samtige Zeiten.